Ich bin der einzige, der nervös ist.
Zeremonien sind eine wertvolle Sache und es ist nur normal, vorher etwas nervös zu sein. Ein Mitglied beschrieb das als (Vor-Rituals-Spannung), als denkt nicht, Ihr wärt seltsam, nur weil ihr etwas nervös seid. Auch nach Jahren der Arbeit mit Ritualen, ist es normal, angespannt zu sein – macht Euch einfach klar, dass dies nichts negatives ist, dessen man sich schämen müsste, es ist der Same Eurer Kreativität, den ihr dann in der Zeremonie selbst, in Heilung und Energie umsetzt. Um die Analogie aus dem Bereich des Theaters zu verwenden, man sagt, dass die besten Schauspieler immer noch Lampenfieber bekommen, bevor sie auf die Bühne treten. Auch wenn man die Zeremonien niemals als Schauspiel oder Show sehen sollte, gibt es dennoch einige Parallelen.
‚Gedächtnisverlust’
Erinnert ihr Euch noch an eine Prüfung, bei der Ihr bei einer Aufgabe völlig versagt, deren Antwort Ihr gestern abend noch wusstet? Nun, manchmal tritt dieser Effekt auch bei Zeremonien auf. Plötzlich weißt Du nicht mehr wo Norden ist, gehst verkehrt herum um den Kreis, liest den falschen Textabschnitt. Das ist in Ordnung und normal. Wenn Du merkst, dass Du etwas ‚falsch’ machst, halte inne und lasse Dir Zeit. Konzentriere Dich, hole ein paar Mal tief Luft und beginne noch mal. Macht Euch keine Sorgen, ihr werdet nicht die ganze Veranstaltung ruiniert haben , wenn Ihr beispielsweise den Großen Bären im Süden anruft. Denkt immer daran, es ist der Geist, indem das Ritual stattfindet, der entscheidend ist. Nennt es einfach kreative Amnesie.
Nehmt Euch Zeit
Nervosität und Hemmungen oder Schamgefühle können uns zur Eile antreiben. Es ist wichtiger, sich seinem Part in der Zeremonie verbunden zu fühlen, als ihn Wort für Wort zu kennen. Was oft passiert ist, dass der Norden seine Textzeilen bis kurz zuvor probt und sie dann so schnell wie möglich herausplatzt. Puh, vorbei, ich habe meinen Teil erledigt. Lasst Euch Zeit. Macht Euch keine Sorgen darüber, was andere denken könnten. Nimm Dir selbst etwas Zeit, wenn Du an der Reihe bist, schließe die Augen, fühle Dich verbunden mit dem, was Du repräsentierst, verstehe es, so gut wie möglich, sowohl im Herzen, als auch mit dem Verstand und versuche, es zu visualisieren. Wenn Du bereit bist, lies die Worte langsam ab, oder sprich sie auswendig, wenn Du ein gutes Gedächtnis hast.
Versuchen, die ganze Zeremonie auswendig zu lernen
Auch das wurde natürlich schon versucht, aber wohl keiner von uns hat das bardische Gedächtnis, das er haben sollte, so dass es zu einer etwas mechanischen Übung werden kann, das ganze Ritual aus dem Gedächtnis heraus auszuführen. Dann ist es nicht länger ein heiliger Akt sondern ein Gedächtnistest. Also, solltet ihr nicht gerade ein excellentes Gedächtnis haben, lest die Texte am Anfang lieber ab. Auch die Priester haben ihre Bibel und Gebetbücher und es ist nichts schamhaftes sondern eher ein Vorteil, eine Kopie in der Hand zu halten, an die man sich halten kann. Wenn Ihr später ohne Skript vorgehen wollt, dann könnt ihr natürlich, vor allem, wenn Ihr bereits mit Eröffnung und Schluß vertraut seid, die Zeremonie einfach spontan entwickeln.So findet jedes Mitglied im Laufe der Zeit seinen Platz und die Arbeit ist auf mehrere Personen verteilt. Beltane bietet sich für diese Vorgehensweise besonders an, da es so voller Leben und Fruchtbarkeit steckt, das egal, was ihr tut, richtig erscheinen wird. So zu arbeiten, kann eine Menge Spaß bringen und der Geist von Beltaine selbst eignet sich bestens für spontane Festivität.
Ein paar praktische Erwägungen
Wählt jemanden zum Hüter des Feuers – dies ist immer eine gute Rolle für Neulinge oder Gäste. Es geschieht so schnell, dass das Feuer ausgeht, das sich alle so auf die Zeremonie konzentrieren. Der Feuer-Hüter weiß, dass es seine Aufgabe ist, Holz nachzulegen und darauf zu achten, dass es sich nicht ausbreitet, wenn das umgebende Gras trocken ist.
Stellt sicher, dass das Feuer auch wirklich aus ist, wenn ihr geht – nehmt vielleicht ein paar Flaschen Wasser mit, wenn sich in der Nähe kein Bach oder See befindet und deckt die Rest mit Erde ab. Hinterlasst den Kreis oder Hain so, wie ihr ihn angetroffen habt und besser noch, räumt auch Abfall weg, der sich vielleicht schon dort befand.
Wenn Ihr neue Leute dabei habt, gebt ihnen eine Aufgabe, entweder einen gesprochenen Part oder die Segnung mit Wasser oder etwas in der Art.
Wir alle haben unsere Lieblingsrichtung oder ein Lieblingselement und leicht gewöhnt man sich daran, beispielsweise immer den Süden zu übernehmen. Seid offen, Euer Lieblingsthema aufzugeben und versucht im Laufe der Zeit auch die anderen Rollen.
Wenn Ihr Euch erst mal daran gewöhnt habt, miteinander zu arbeiten, werdet ihr merken, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind, dass die Nächte, in denen das Feuer ausgeht, der Wind die Kerzen löscht und die Kohle für den Weihrauch feucht ist, dazu da sind, Euch etwas zu lehren. Entweder etwas praktisches (beispielsweise, die Kerzen in ein Glas zu stellen) oder auch auf einer anderen Ebene, als Individuum oder auch Gruppe.
Es liegt eine wunderbare Magie in der gemeinsamen Arbeit einer Zeremonie. Was vorher war, scheint keine Rolle mehr zu spielen, auch nicht die Gruppendynamik oder individuelle Probleme. Wenn Ihr Euch in einem heiligen Raum trefft, steht ihr in einer anderen Welt, der Geist des Kreises, Gott und Göttin werden von Euch gefeiert und arbeiten durch Euch, um dem Land und auch Euch Heilung zu bringen.