Seit den jüngsten Tagen der Menschheit finden wir Spuren von religiösen Praktiken und damit den Versuch der Menschen, die Zyklen der Natur und deren Kräfte zu verstehen. Religiosität als Modell die Naturkräfte zu erklären war stets in das tägliche Leben eingebunden und nicht nur Sache des einzelnen, sondern wichtiger Bestandteil des sozialen Zusammenlebens. Wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass in diesen jüngsten Tagen der Menschheit eine polytheistische Vorstellung existierte, die jeder Naturerscheinung einen göttlichen Anteil zuordnete. Alles was existierte war Teil einer unbegreiflichen göttlichen Kraft, die selbst fern jeglicher Vorstellung existiert. Sie tritt jedoch in Erscheinung und ist in ihrer Gesetzmäßigkeit durchaus zu beobachten. Neben den polaren Erscheinungsformen wie Tag und Nacht, Mann und Frau etc. existieren eine Vielfalt von Göttinnen und Göttern. Zum Beispiel für das lebensnotwendige Wasser, für Getreide, aber auch für die Erscheinungsformen der Mineral-, Pflanzen- und Tierwelt. So kreierten die Jägergemeinschaften Rituale für die Beziehung zu den gejagten Tieren und eine Form des Totemismus entstand, um das Tier zu ehren, welches der Gemeinschaft das Überleben sicherte.
Der Frühzeitmensch erkannte das Zusammenspiel von Abhängigkeiten in denen er sich bewegte und so wurden Verbindungen geschaffen, die es den einzelnen und auch der Gruppe ermöglichte, sich in das Zusammenspiel hineinzufinden und Teil des großen Ganzen zu werden. Auf diese Art entstanden die Übergangsrituale für z.B. Geburt, Pubertät und Tod. Es entstanden die Jahreskreisfeste für die Zyklen des Jahreskreises, mit den Zeiten für Saat, Ernte usw. Die enge Verbindung zwischen Mensch und Natur als Ausdruck des Göttlichen führte dazu, dass solche ritualisierten Festlichkeiten an speziellen Kraftplätzen durchgeführt wurden, die aufgrund ihrer speziellen Lage und Atmosphäre geeignet waren. Neben den sozialen und persönlichen Angelegenheiten, wie z.B. der Rechtsprechung, gab es aber auch die großen kosmischen Zyklen des Jahreskreises. Aus dieser Beobachtung heraus entwickelte sich ein religiöses System, dessen Erbe wir in den Megalith-Monumenten (Avebury, Stonehenge , Carnac) heute noch betrachten können. Die Ausläufer dieser Megalithkultur sind vom Mittelmeerraum (Malta, Sardinien, Korsika), entlang der Westküste Frankreichs (Morbihan) bis Irland, England, Deutschland und Schweden. Die Megalithbauten sind grob zu unterteilen in: DOLMEN (Erdkult), MENHIRE (Himmelskult) und CROMLECHS (Steinkreise). Die großen Steinkreise haben Verbindung über Drachenlinien und bilden ein Netzwerk über den ganzen Kontinent.
Das naturreligiöse Wissen, das tausende von Jahren dazu diente Mensch und Kosmos in Einklang zu halten, wurde von den frühen keltischen Völkern übernommen und entwickelte sich zu einer Religionsform, dem Druidentum. Das Wort DRUIDE ist aus dem keltischen und kann zurückgeführt werden auf “Dru“ = “solide“ (indoeuropäisch) oder “vielwissend“, auf das griechische “Drys“ = “Eiche“ und auch das englische “True“ = “wahr“ und “Tree“ = “Baum“. Das keltische Wort für “Eiche“ ist “Deruos“. Die Druiden absolvierten lange Ausbildungen und durchliefen die klassischen Einweihungen, die auch heute noch in den Gemeinschaften absolviert werden müssen.
Die ältesten Aufzeichnungen über das Druidentum stammen aus dem 3. Jahrhundert vor Chr. Auch Julius Cäsar (101 – 44 v.Chr.) gibt gutes Quellenmaterial (teilweise wohl aus 2. Hand von Poseidonius). Da die Kelten bereits 387 v.Chr. Rom erobert hatten, war das Druidentum mit seinen gleichermaßen weltlichen und religiösen Führern den Römern ein Dorn im Auge. Sie wussten um die Macht des Klan-Systemes, welches die sozialen Bande verstärkte und verboten daher den Druidengemeinschaften ihre Lehren weiterzuverbreiten. Historisch wurden die Druiden verglichen mit Gymnosophen und Phytagoräern. Es ist bekannt, dass sie an die Wanderung der Seele glaubten und Heilkunde ausübten. Jedem König stand ein Druide zur Seite, der Einfluss auf Politik und Rechtssprechung nahm. Die römischen Invasoren kamen in ein wirtschaftlich und sozial organisiertes Land, in dem Frauen gleichberechtigt waren und die Freiheit des Individuums an erster Stelle stand. Nachdem die römischen Legionen ca. 400 n.Chr. begannen sich zurückzuziehen, war das soziale und religiöse Gefüge derart durcheinander geraten, dass es ein leichtes für die christlichen Missionare war, die Bruchstücke der alten Lehren zu übernehmen und die Naturreligion teilweise abzulösen. An den Plätzen der Druidenschulen und Heiligen Haine wurden Kirchen gebaut. Die Göttinnen und Götter der alten Religion wurden “Heilige“. Die kultischen Feste wurden christianisiert. Dadurch wurde die ursprüngliche Einheit zerbrochen, Gott und Natur getrennt und die Grundlage zur Ausbeutung der Natur geschaffen, deren Auswirkungen wir alle heute mittragen. Doch die alte Religion konnte auch mit Folter und Mord nie ganz zerstört werden. Die Hüter des Wissens zogen sich nur zurück, um so im Geheimen die alten Göttinnen und Götter zu verehren. Offiziell hörte das Druidentum mit den Verfolgungen von Suetonius Paulinus v. Angelsey im Jahre 60 n.Chr. in Aremorika (Bretagne) auf und verschwand im 5. Jh. auch in Irland.
Vergleichbar mit dem Buddhismus der Tibeter gab es jedoch bis ins 17. Jh. funktionierende Bardenschulen, aus denen neue Druidische Gemeinschaften entstanden.